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Wundheilung

1. Wundheilung

Die Empfindlichkeit der Haut ist bei Epidermolysis bullosa genetisch bedingt. Folgen sind die Entstehung von Wunden selbst bei geringer Beanspruchung und im Verlauf auch eine verzögerte Wundheilung.

Es gibt aber verschiedene Faktoren, die einen direkten Einfluss auf die Wundheilung haben. Deren Kenntnis hilft Ihnen, bei der Wundpflege und beim Verbandswechsel die Heilung zu unterstützen und neuen Wunden vorbeugen zu können.

Faktoren, die einen Einfluss auf die Wundheilung haben:

  • Ernährungszustand (insbesondere eine ausreichende Versorgung mit Eiweißen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen)

  • Begleiterkrankungen (z.B. mit Störungen der Durchblutung, des Immunsystems oder der Blutgerinnung)

  • Psychischer Zustand (Stress)

  • Rauchen

  • Einnahme von Medikamenten

  • Wundinfektionen

  • Manipulationen an der Wunde (Druck auf die Wunde, Verbandswechsel,

  • Kleidung (Beschaffenheit, Material)

  • Temperatur (Schwitzen)

Da gerade die Ernährung bei der Epidermolysis bullosa eine Herausforderung bedeuten kann, ist ein Augenmerk auf die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Kalorien wichtig.

Der Körper verliert während der Wundheilung, insbesondere in der ersten Phase der Wundheilung (der sogenannten Exsudationsphase) und bei infizierten Wunden, viel Flüssigkeit und dadurch auch wichtige Nährstoffe, Mineralien und Vitamine. Eine Anpassung an diesen Mehrbedarf kann zu einer deutlich besseren Wundheilung beitragen.

Für die Wundheilung werden insbesondere Vitamin A und C, der Vitamin-B-Komplex, Eisen, Zink, Selen, Magnesium, Kupfer und Mangan benötigt. Untersuchungen bei Patient/innen mit Epidermolysis bullosa haben gezeigt, dass es hier häufig zu einer Mangelversorgung kommt.

Folgen einer Mangelernährung auf die Wundheilung können sein:

  • Verlängerte Reinigungs- bzw. Exsudationsphase durch verzögerte Entzündungsreaktionen

  • Eingeschränkte Gefäßneubildung im Wundgebiet

  • Verzögerte Bildung von Kollagen und mangelnde Vernetzung der Kollagenfasern

  • Reduzierte Stabilität der neuen Deckschicht und dadurch erhöhte Verletzlichkeit

Ist es mit der üblichen Ernährung nicht oder nicht ausreichend möglich, genügend Nahrung und Flüssigkeit zuzuführen, kann die Anlage einer Ernährungssonde (PEG) hilfreich sein. Diese kann helfen, einen guten Ernährungszustand zu erreichen und kann eine deutliche Entlastung für Betroffene und Angehörige darstellen.

Die Anlage einer PEG ist oft mit Vorbehalten und Ängsten verbunden. Besprechen Sie dies vertrauensvoll mit Ihrem Arzt oder Pflegedienst.

Mehr zum Thema Ernährung und Wundheilung erfahren Sie hier.

2. Phasen der Wundheilung

Exsudationsphase

In dieser ersten Phase, häufig auch als Entzündungs- oder Reinigungsphase bezeichnet, wird über typische Mechanismen einer Entzündungsreaktion ein Wundsekret (Exsudat) gebildet, das die Wunde reinigt. Mit dieser Flüssigkeit werden Zellen des Immunsystems in die defekte Geweberegion geschwemmt und eliminieren dort Zelltrümmer, Fremdkörper und Krankheitserreger.

Außerdem geben sie den Impuls zur Reparatur des zerstörten Gewebes. Zudem gelangt Lymphflüssigkeit (auch Lymphe genannt) aus beschädigten Lymphgefäßen in die Region, was zur Schwellung, dem sogenannten Wundödem, führen kann.

In dieser Phase ist es wichtig, die Wunde ausreichend warm und feucht zu halten sowie zu reinigen und zu spülen. Schafft es der Körper nicht allein, eingedrungene Erreger abzutöten, können antiseptische Spülungen und Wundauflagen hilfreich sein.

Geeignete Verbände helfen, die Wunde vor dem Eindringen weiterer Erreger zu schützen.

Granulationsphase

An die Exsudationsphase schließt sich unmittelbar die Granulationsphase, auch Proliferationsphase (= Zellvermehrung) an. Es wachsen neue Zellen vom Wundrand her in die Wunde ein und es entsteht das sogenannte Granulationsgewebe.

Auch Blutgefäße beginnen sich in dieser Phase neu zu bilden. Das Granulationsgewebe füllt die Wunde mehr und mehr auf und die Wunde zieht sich von den Wundrändern her zusammen.

Eine ausreichende Durchblutung ist in dieser Phase wichtig für die Bildung des neuen Gewebes und der Blutgefäße. Ausreichend Bewegung kann hier unterstützend wirken.

Epithelisierungsphase

Die Phasen der Granulation und Epithelisierung gehen nahtlos ineinander über. Die Epithelisierungsphase (Regenerationsphase) führt zu einem vollständigen Verschluss der Wunde.

Die Wunde wird flüssigkeitsärmer und bildet zunehmend Kollagenfasern, die sich vernetzen und dadurch stabilisieren. Die Oberfläche der Wunde wird durch das Einwachsen von Epithelzellen (=Hautzellen) verschlossen. Sie bilden eine neue Deckschicht, die Epidermis. Im Ergebnis kommt es zu einem Wundverschluss oder der Bildung einer Narbe. Da Narben keine Melanozyten, also Pigmentzellen enthalten, unterscheiden sie sich von umgebenden Strukturen auch farblich.

Während die ersten beiden Phasen i.d.R. nur Stunden und wenige Tage beanspruchen, kann sich die Epithelisierungsphase über Tage bis Wochen, je nach Größe der Wunde, hinziehen.

Wie Sie die einzelnen Wundheilungsphasen erkennen und bestmöglich behandeln, wird Ihnen auch Ihr Arzt/Ärztin im spezialisierten EB-Zentrum genau erklären.

3. Wundkomplikationen

Störungen der Wundheilung können in verschiedenen Stadien des Wundheilungsprozesses entstehen. Da viele Faktoren auf die Wundheilung einwirken, sind Wundheilungsstörungen selbst bei optimaler Versorgung einer Wunde nicht immer zu verhindern und sollten kein Grund für Enttäuschung sein. Hier kommt es darauf an, die Störung der Wundheilung zu erkennen und weitere angemessene Maßnahmen zu ergreifen.

Die häufigste Komplikation der Wundheilung bei Epidermolysis bullosa sind Wundinfektionen durch den Eintritt von Mikroorganismen (meist Bakterien) in die Wunde. Es kommt dann zu einer lokalen Entzündung der Wunde, die sehr unterschiedlich verlaufen kann. Je nach Intensität der Entzündung kann es notwendig sein, professionellen Rat und Hilfe durch einen Pflegedienst oder den Arzt einzuholen.

Entzündungen erkennen Sie vor allem durch eine intensivere Rötung der Haut, Schwellungen und Schmerzen.

Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie stets professionellen Rat einholen.

Wichtig zur Vermeidung von Wundinfektionen sind hygienische Bedingungen während der Wundversorgung, eine gute Reinigung der Wunde (z.B. mit Wundspüllösungen) und das Abdecken der Wunde mit geeigneten Wundauflagen und Verbänden.

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